Mädchen und Jungen sind immer mitbetroffen, wenn es zu Gewalt zwischen den Eltern kommt. Sie sind Augen- und Ohrenzeugen der Übergriffe. Kinder, die häusliche Gewalt miterleben, brauchen deshalb nach der Aufdeckung – z.B. durch einen Polizeieinsatz – eine rasche Unterstützung, sie dürfen nicht aus dem Blick geraten. Mädchen und Jungen brauchen die Wiederherstellung Ihres Sicherheitsgefühls, sie brauchen Entlastung und Information.
Daher soll dieses Beratungsangebot darauf abzielen, den Schutz von Kindern zu verbessern und ihnen zu helfen Gewalterfahrungen zu bewältigen.
Den Kindern und Jugendlichen soll schnell und effizient eine Beratung angeboten werden. Die besondere Belastung und eigene Gewaltbetroffenheit der Kinder soll dabei in den Fokus genommen werden. Es ist individuell unterschiedlich, was Kinder in dieser belastenden Situation des
(mit-)erlebens häuslicher Gewalt und bei der Bewältigung ihrer Gewalterfahrungen hilft.

Eine besondere Betroffenengruppe im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt sowie Stalking sind Kinder, die im Umfeld ihrer Gewalt erfahrenden oder ausübenden Bezugspersonen wohnen und die den Grenzüberschreitungen / Übergriffen ebenso ausgesetzt sind, da sie diese unmittelbar Gewalt miterleben müssen. Das Miterleben häuslicher stellt eine Kindeswohlgefährdung dar und ist ein Hochrisikofaktor für die kindliche Entwicklung. Auch das neu verabschiedete „Kinder- und Jugendstärkungsgesetz“ verweist explizit auf Kinder- und Jugendschutz und Prävention.

Für die adäquate Versorgung im Hinblick auf die Betroffenheit von häuslicher Gewalt ist die Vernetzung und Abstimmung zwischen den Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe und der Infrastruktur des Hilfesystems für von Gewalt betroffenen Jugendlichen bedeutsam. Unter diesem Aspekt soll ein Fokus auf die konkrete Gremien- und Vernetzungsarbeit, die Vermittlung von Mädchen und Jungen in das Angebot der Kinder- und Jugendberatung sowie zukünftige Vorhaben bezüglich der regionalen und überregionalen Vernetzung im Saarland gelegt werden.
Darüber hinaus soll durch das Angebot eine Sensibilisierung und Enttabuisierung für das Thema stattfinden. Es sollen Rahmenbedingungen geschafften werden, die Gewalttaten im häuslichen Umfeld verhindern und langfristig abbauen helfen um somit auch den Folgen des kindlichen Miterlebens häuslicher Gewalt zu begegnen.
Ein weiterer Schwerpunkt soll auf der Präventionsarbeit liegen. Trotz einiger weitreichender Entwicklungen auf gesetzlicher Ebene und im Bereich der Opferunterstützung wird Gewalt in Beziehungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen nach wie vor tabuisiert, unterschätzt oder als „privates Problem“ eingeordnet. Das bringt für die betroffenen Frauen und ihre Kinder große Belastungen mit sich, z. B. die Angst vor den Folgen der Offenbarung einer Gewaltsituation oder einem erschwerten Zugang zu Hilfe und Unterstützung.

Kinder und Jugendliche müssen deshalb aktiv über häusliche Gewalt, ihre grundsätzliche Bewertung als Unrecht und über die Hilfemöglichkeiten für Betroffene, vor allem die Hilfe-möglichkeiten für die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst, informiert werden. Sie sollen dazu motiviert bzw. darin bestärkt werden, sich bei Gewalt zwischen den Eltern einer Vertrauensperson mitzuteilen, um Entlastung und Unterstützung zu finden und das Risiko für negative Entwicklungen zu reduzieren.

Als ein geeignetes und sinnvolles Umfeld für die Umsetzung der Prävention im Kontext häuslicher Gewalt wird die Institution Schule gesehen. Grundlage dafür ist der Bildungs- und Erziehungsauftrag von Schulen, der einschließt, zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Entwicklung sozialer Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler beizutragen. Schulen sind außerdem direkt mit den Folgen häuslicher Gewalt konfrontiert: Wer zu Haus Gewalt miterlebt, kann schlechter lernen und zeigt darüber hinaus möglicherweise Verhaltensauffälligkeiten und Probleme im Umgang mit anderen Kindern. Die Prävention gegen häusliche Gewalt soll dazu beitragen, dass Problemsituationen frühzeitig erkannt und bewältigt werden können – mittel- und langfristig soll die Präventionsarbeit der Kinder- und Jugendberatungsstelle eine Entlastung der Schule bewirken.

Bei der Inhaltlichen Umsetzung wird es als sinnvoll erachtet, wenn bei der Umsetzung sowohl schulinterne als auch schulexterne Fachkräfte beteiligt sind und beide Seiten einen aktiven Part übernehmen. Gleichzeitig wird dadurch die Nachhaltigkeit gefördert.
Ein weiterer Schwerpunkt der Präventionsarbeit mit den Jugendlichen soll in der Thematisierung der eigenen Partnerschaft und den Partnerschaftserwartungen liegen. Dabei soll neben der Wissensvermittlung über die Dynamik von Gewalt in Beziehungen vor allem die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen für Männer und Frauen und deren Konsequenzen in der Gestaltung von Paarbeziehungen im Fokus stehen.

Wir stellen diesen Antrag bei der EU verbunden mit dem Ziel eine zusätzliche Personalisierung für unsere bestehende Krisen- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt realisieren zu können.